Einer der spannendsten Märkte der Zukunft wird die Elektromobilität sein – im weitesten Sinne schließt das auch Elektroroller und Containerschiffe ein. Und das spannende an der Zukunft ist ja, dass es sie ohne Vergangenheit gar nicht gäbe: Was heute als fortschrittliche Alternative zu Verbrennungsmotoren gilt, ist eigentlich deren Vorläufer. Die ersten Automobile überhaupt waren elektrifizierte Dreiräder. Die wären nicht möglich gewesen ohne Batterien, die Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden wurden. Und diese Batterien hätte es nie gegeben, hätte der Mensch nicht schon vor Jahrhunderten Bergbau betrieben. Das ist vielen nicht bewusst: Ob in den ersten Bleiakkumulatoren oder den derzeit fortschrittlichsten Lithium-Ionen-Batterien – ohne „Battery Minerals“ könnten wir Strom nicht in diesen kompakten Bauformen speichern. Darum sind diese Mineralien inzwischen weltweit sehr begehrt: Es heißt ja nicht umsonst „Bodenschätze“.
Was Steine mit der Elektromobilität zu tun haben
Lithium-Lagerstätte neu bewertet
Auch bekannte Lagerstätten werden interessant, wenn man Mineralien sucht, die früher nicht so gefragt waren, dass sich ein Abbau gelohnt hätte. Daher ist heute „Economic Assessment“, also die wirtschaftliche Neubewertung, ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Zum Beispiel für unseren Kunden Rock Tech Lithium Inc., der in Kanada das Projekt „Georgia Lake“ betreibt. Die dortigen spodumenhaltigen Pegmatite (Lithiumerz) wurden schon 1955 entdeckt und stellenweise erkundet, aber bisher nicht abgebaut. Im Zuge des steigenden Bedarfs an Lithium rückten die Lagerstätten ab 2012 wieder in den Fokus. Seit 2016 arbeitet Rock Tech intensiv an der Exploration der Lagerstätte und hat die DMT damit beauftragt, die Lithium-Gehalte in der Lagerstätte neu abzuschätzen und zu bewerten. Ziel ist es, auf Basis historischer Bohrergebnisse indizierte zusätzliche Lithiumvorkommen zu finden und bereits bekannte Anomalien zu verifizieren. Aufgrund der gesammelten Erkenntnisse wurde 2017 ein neues Bohrprogramm konzipiert, um so ein Update des gesamten geologischen Modells der Lagerstätte zu erhalten.
Erfolgreiches Preliminary Economic Assessment (PEA)
Im Sommer 2018 wurden die Ergebnisse unserer Arbeit veröffentlicht:
Die Schätzung der Vorkommen konnte gegenüber den vorigen Annahmen um 40 Prozent gesteigert werden, die Ressourcen der gemessenen und angezeigten Kategorie („measured and indicated“) konnten mehr als verdoppelt werden. Wichtig ist dabei, dass die Arbeiten nach dem anerkannten kanadischen Standard NI (National Instrument) 43-101 durchgeführt und von einer sogenannten „Competent Person“, also einem anerkannten, unabhängigen Sachverständigen überwacht und bestätigt wurden. Das war in diesem Fall unser Kollege Karl-Stephan Peters, der als „European Geologist“ (EurGeol 787) qualifiziert ist. Auf Basis dieser Daten – sowie aufgrund von hydrogeologischen und geotechnischen Untersuchungen und Analysen zur wirtschaftlichen Gewinnbarkeit – wird dann eine erste Studie (Preliminary Economic Assessment (PEA)) erstellt, die das wirtschaftliche Potenzial der Lagerstätte demonstriert.
Die digitale Bohrkern-Bibliothek
Übrigens arbeiten wir auch daran, solche Untersuchungen noch besser nachvollziehbar zu machen: Wir digitalisieren die Bohrkerne. Das klingt absurd, ist aber tatsächlich die Lösung eines alten Problems: Bohrkerne sind groß und schwer, das liegt in der Natur der Sache. Von Georgia Lake hatten wir Proben aus insgesamt 175 Bohrlöchern mit mehr als 29.000 Metern Länge. Das erschwert nicht nur die Untersuchungen physisch, sondern auch die Dokumentation – stellen Sie sich einmal das Archiv allein für diese Untersuchung vor! Und wer die Proben untersuchen will, muss vor Ort sein; wenn Sie etwas nachträglich überprüfen wollen, müssen Sie wortwörtlich in den Keller gehen, wo auch immer dieser ist. Das ändern wir jetzt mit unserem „Corescanner“: Vorliegende Bohrkerne werden nicht nur geloggt – also interpretiert und mit den einschlägigen Daten versehen –, sondern auch als 3-D-Abbild gescannt, digitalisiert und können so jederzeit und überall zur Verfügung gestellt werden.
Denn auch das ist ein wichtiger Baustein für Entscheider und Investoren, den DMT im Rahmen ihrer Arbeit mitbringt: Innovationskraft. Als DMT haben wir nicht nur 280 Jahre Bergbau-Erfahrung, sondern helfen bei der Beurteilung von Ressourcen und Reserven, bewerten Vorkommen wichtiger Technologiemineralien (Critical Raw Materials), sind beteiligt an nationalen und internationalen Forschungsprojekten zu diesen Themen und unterstützen „Due Diligence“-Prüfungen für Käufer oder Verkäufer. Wir leisten unseren Beitrag zum Fortschritt schon ganz am Anfang der Wertschöpfungskette – und deshalb sprechen wir von „Engineering Performance“.