Nachhaltiges Ressourcenmanagement für mehr Lebensqualität
Der Klimawandel ist ein globales Problem, das auch nach einer globalen Lösung verlangt. Gleichzeitig rückt weltweit die Verbesserung von Lebensstandards in den Vordergrund. Aus diesem Grund haben die Vereinten Nationen in ihrer „Sustainable Development“-Agenda ausdrücklich die „Nachhaltigen Entwicklungsziele“ bis 2030 definiert, die sowohl den Klimawandel als auch ganz grundlegende Anliegen wie Gesundheit, Armut und den Zugang zu sauberem Trinkwasser einschließen. Unsere Arbeit im Bereich Energie in der Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) beschäftigt sich mit der Verbesserung des Zugangs zu erschwinglichen und sauberen Energiequellen sowie mit der Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen und der CO2-Bilanz im europäischen Energiesektor. Sie fördert den internationalen politischen Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Regierungen, den Energiebranchen und anderen Akteuren. So viel zur Theorie – kommen wir nun zur Praxis.
Die Welt steuert auf einen Energieanstieg von vier bis sechs Grad zu, und es besteht kein Zweifel darüber, dass diese Werte existenzbedrohlich sind. Auf der anderen Seite gibt es jedoch so viele Orte und Länder auf der Welt, wo andere Probleme Priorität haben: wo die nächste Mahlzeit herkommt, ob man ein Dach über dem Kopf hat oder dass man seine Kinder zur Schule schicken kann. Wenn wir nach der berühmten Maslow’schen Bedürfnispyramide gehen, steht der Klimawandel sehr wohl auf der Prioritätenliste dieser Länder – jedoch nicht an oberster Stelle. Die Herausforderung, der sich das Fachkomitee für Nachhaltige Energie der UNECE also stellen muss, ist eine ganzheitliche Lösung, die sowohl das Klima als auch die Entwicklung berücksichtigt.
Energie als Dienstleistung
Ein wichtiger Hebelarm zum Erreichen unserer Ziele ist es, zu überdenken, wie wir „Energie“ allgemein betrachten. Wir konsumieren so gesehen nicht Kohle, Gas oder Elektrizität, wir konsumieren keine Kilowattstunden – sondern Beleuchtung und, je nach Standort, Heizung und Kühlung. Das sind Dienstleistungen, die Energie uns bietet. Wir könnten Energie auch neu erfinden: Anstatt dass Energieanbieter Produkte wie mehr Kilowattstunden oder mehr Gaseinheiten verkaufen, sollten sie Menschen Lebensqualität verkaufen. Es geht um die Behaglichkeit im eigenen Zuhause, um Wärme, Licht, die Mobilitätslösungen, die wir nutzen, und alles, wovon wir sonst noch profitieren.
Betrachten wir beispielsweise den Immobilienmarkt: Wärmeisolierung kann sehr kostspielig sein, nicht alle können sich das leisten. Wenn wir das Geschäftsmodell in ein Dienstleistungsmodell umwandeln, dann tragen die Serviceanbieter die Kosten und haben so ein Interesse daran, diese gering zu halten. Ihr Kapital, ihr technologisches Know-how und ihre Beziehungen zu den Vertragspartnern würden dem Nachrüstmarkt zu großem Aufschwung verhelfen. Dieser Aboservice für Kunden würde die Einnahmequelle darstellen, von der Energieanbieter abhängig wären. Dadurch würde Energieeffizienz plötzlich zum Kern ihres Geschäftsmodells, denn auf diese Weise könnten sie ihre Margen verbessern. Das ist das zugrunde liegende Argument. Die Hauptaufgabe besteht darin, Energie vom Rohstoffgeschäft in den Dienstleistungssektor zu verlegen. Mit Rohstoffquellen verhält es sich ganz genauso – wenn wir uns auf die Endnutzerdienste konzentrieren, die die Verbraucher benötigen, anstatt auf die Mengen an Rohstoffgütern, die produziert werden müssen, können wir die Rohstoffindustrie direkt verlagern: von Masse und Logistik hin zu „Zero Waste“, einem Minimum an Umweltbeeinträchtigung und einem Maximum an Wertschöpfung.
Von den Richtlinien zur Richtung.
Aus behördlicher Sicht ist eine Frage besonders relevant: Wie führt man Wandel herbei? Hier tut sich ein Spektrum auf, das von Problemen bei der Marktgestaltung bis hin zu speziellen Maßnahmen reicht. Innerhalb der UNECE gibt es eine „Initiative für energieoptimierte Gebäude“, die wir verfolgen. Wir haben Richtlinien aufgestellt für Energieeffizienzstandards bei Gebäuden und Produkten, und wir laden zu internationalen Konferenzen mit Experten, um Know-how und Erfahrung zu teilen. Ein sehr viel effektiverer Weg, Wirkung zu erzielen, wäre die Arbeit auf lokaler und städtischer Ebene. Deshalb bauen wir Aus behördlicher Sicht ist eine Frage besonders relevant: Wie führt man Wandel herbei? Hier tut sich ein Spektrum auf, das von Problemen bei der Marktgestaltung bis hin zu speziellen Maßnahmen reicht. Innerhalb der UNECE gibt es eine „Initiative für energieoptimierte Gebäude“, die wir verfolgen. Wir haben Richtlinien aufgestellt für Energieeffizienzstandards bei Gebäuden und Produkten, und wir laden zu internationalen Konferenzen mit Experten, um Know-how und Erfahrung zu teilen. Ein sehr viel effektiverer Weg, Wirkung zu erzielen, wäre die Arbeit auf lokaler und städtischer Ebene. Deshalb bauen wir internationale Kompetenzzentren auf, die Schulungen und Reformen bieten – von der Entwicklung lokaler Standards und Richtlinien bis hin zur Erarbeitung von Case Studies, um öffentlich-private Partnerschaften zu bilden. Diese Methode eignet sich sehr gut zum Technologietransfer und zum Ausbau von Kapazitäten. Dabei handelt es sich zudem um einen fantastischen Mechanismus, der Vorhaben bis auf globale Dimensionen erweitern kann. Wir ermitteln lokale Akteure und laden Menschen ein, sich den Veränderungen zu stellen, indem sie Wissen und Informationen teilen. Ein großer Bedarf besteht darin, die Bildung in allen professionellen Bereichen, die mit Gebäuden zu tun haben, zu modernisieren und mit Universitäten zusammenzuarbeiten. Lehrbücher müssen erneuert werden und die nächste Generation an Architekten und Ingenieuren muss entsprechend ausgebildet werden – und so weiter und so fort. Wir können Länder und Menschen auf den verschiedensten Ebenen unterstützen.
Wir verlassen uns auf sogenannte prinzipienbasierte Richtlinien: Wir schreiben nicht vor, wie ein Unternehmen geführt werden soll, sondern wir versuchen zu demonstrieren, was möglich ist und erreicht werden kann. Der Architekt, der Ingenieur, der Auftragnehmer und andere können etwas gestalten und erschaffen, das den Standards der Vereinten Nationen entspricht, ohne präskriptive Anforderungen zu erfüllen. Unsere Richtlinien können in Moskau Anwendung finden oder in Rio de Janeiro oder in Washington. Luftfeuchtigkeit, Temperaturen und andere dieser Einflussfaktoren sind auf der ganzen Welt verschieden – hier geht es also keineswegs um ein Einheitsmodell. Und wir bewegen uns auf einem sehr praktisch orientierten Level, sozusagen für die Menschen, die das Werkzeug in der Hand halten. Wir mobilisieren lokale Akteure und befähigen sie zur Aus- und Weiterbildung. Dadurch können sie selbst das professionelle Niveau auf eine höhere Ebene bringen, eine spürbare Wirkung erzielen und so wirklich den Wandel vorantreiben. Und das führt letztlich zu dem Wandel, den wir anstreben.
Bodenschätze und Zukunftsfähigkeit
Betrachten wir mal den Anfang der Wertschöpfungskette: Die Bewahrung von Ressourcen beginnt bei den Rohstoffen. Ein bekanntes und sehr aktuelles Beispiel ist die Elektromobilität. Gemeinsam mit der Europäischen Kommission haben wir ein Projekt auf den Weg gebracht, das sich explizit auf Akkus und kritische Rohstoffe konzentriert. Weltweit liegt der durchschnittliche „Material Footprint“ bei 11,9 Tonnen pro Person – über das gesamte Spektrum hinweg, von Entwicklungsländern bis hin zu den fortgeschrittenen Nationen (wobei hier „konsumstärker“ der bessere Ausdruck wäre). Hinter diesem Wert verbirgt sich eine riesige Bandbreite von 2 bis 27 Tonnen pro Kopf – und der Durchschnitt wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch auf 18 Tonnen anwachsen! Wenn alle Länder mit allen ihren Einwohnern so konsumieren würden wie der durchschnittliche US-Amerikaner, bräuchten wir siebenmal den Planeten Erde. Soweit ich informiert bin, gibt es keine sieben Planeten namens Erde – und damit stehen wir vor einem großen Problem. Die Nutzung von Rohstoffen kann nicht anhand derselben linearen Modelle weitergehen, die unseren heutigen Zustand geschaffen haben.
Die derzeitigen Muster in der Produktion und Nutzung von Rohstoffen sind nicht nachhaltig. Wenn die Welt ihre Klimaziele erreichen und auf kommunaler Ebene für Lebensqualität sorgen soll, braucht es ein globales, nachhaltiges und prinzipienbasiertes Rohstoffmanagement-System und einen umfassenden Rechnungslegungsrahmen für die Rohstoffindustrien. Ein solches Gerüst zur verantwortungsvollen Steuerung der Rohstoffindustrie würde Gesellschaften weltweit zugutekommen und einer Markt- und Investorengemeinschaft Sicherheit vermitteln, die eine strengere Environmental, Social und Corporate Governance in Einklang mit der Agenda 2030 fordert. Wenn man die Anforderungen dieser Agenda direkt mit den Finanzierungspaketen verknüpfen würde, könnten wir uns wirklich nachhaltige Ergebnisse sichern. Die UNECE schlägt entsprechende Maßnahmen vor, nachhaltige Ressourcen für die Zukunft zu sichern. Darin enthalten ist ein umfassender gesellschaftlich-ökologischer und wirtschaftlicher Betriebsvertrag, der die folgenden Konzepte berücksichtigt bzw. einschließt: Lebensqualität, sozialverträglicher Übergang, Abmilderung der Folgen des Klimawandels und Anpassung an die Veränderungen. Umweltschutzkonzepte, gemeinsame nachhaltige Finanzklassifikation und Leitlinien, um ESG-fokussierte Förderung sowie einen gemeinsamen prinzipienbasierten und integrierten Verwaltungsrahmen für nachhaltige Ressourcen zu unterstützen. All dies geschieht gemäß UNFC und UNMRS und stellt somit einen umfassenden Rahmenplan zur Nachvollziehbarkeit und Transparenz, Nachhaltigkeit in Versorgungsketten und für strategische Umwelt-Gutachten zu Regierungsplänen und -programmen dar.
Wenn es um kritische Rohstoffe geht, die in der E-Mobility, in Windenergieanlagen oder in der Fotovoltaik zum Einsatz kommen, müssen wir einen Weg finden, die benötigten Ressourcen nutzbar zu machen. Und hier geht es keinesfalls nur um Akkus – es handelt sich um ein breites Spektrum. Wir brauchen Recycling, Nachverfolgung und Wiederverwertung, wir brauchen das Konzept der Kreislaufwirtschaft. Und wir brauchen zusätzlich eine digitale Lösung zur Nachvollziehbarkeit von Nutzung, Bewegung und Verteilung von Elementen, um ihre Wiederverwertung zu ermöglichen. Wir haben die „United Nations Framework Classification for Resources“ entwickelt, sie stellt eine Möglichkeit dar, wie Unternehmen den Überblick über die Rohstoffe behalten, die sie verwalten. Daraus entsteht nun ein ganzheitliches und dynamisches Ressourcenmanagement-System. So können Unternehmen und Länder die Produktion von und die Investition in Ressourcen verfolgen und optimieren.
Dieses Vorgehen beinhaltet drei Dimensionen. Erstens: ein Verständnis der Rohstoffmengen; zweitens: die Technologien und technischen Herangehensweisen zur Nutzbarmachung dieser Rohstoffe; drittens: ganz traditionell die Ökonomie – Wert und Kosten. Allerdings wird diese dritte Achse durch die Agenda 2030 plötzlich zu einer bunten Palette aus 17 nachhaltigen Entwicklungszielen. Man kann die Ressourcenentwicklung optimieren und Orientierung anhand dessen schaffen, was mit der Entwicklungsagenda erreicht werden soll. Das führt schließlich zu mehreren Punkten. Erstens kann man Grenzen und Hindernisse identifizieren. Zweitens filtert man heraus, ob es Konfliktpunkte gibt, also ob sich die zu entwickelnden Bereiche widersprechen, und wie Prioritäten gesetzt werden müssen. Drittens erhält man eine Art „soziale Betriebsgenehmigung“: Unternehmen können in besagte Rohstoffe investieren und vertrauen darauf, dass sie gemäß der UN-Richtlinien und global akzeptierter Standards nutzbar gemacht wurden.
Technische Innovation wird eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielen. Wenn wir über Kreislaufwirtschaft und den Bedarf an wiederverwerteten Materialien nachdenken, an welcher Stelle sich die Bestände befinden und wohin sie sich bewegen werden. Fingerprinting- und Blockchain-Technologie können dabei sehr hilfreich sein. Möglicherweise liegt die nächstbessere Quelle eines kritischen Rohstoffs nämlich nicht in einem Bergwerk, sondern in einer Großstadt, wo man genug des Materials durch Recycling zurückbekommen könnte, um es wiederzuverwenden. Genau deshalb muss man wissen, wo das Zeug zu finden ist! Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber ich denke, es ist absolut wesentlich, dass die nötigen Technologien ins Spiel kommen: die Zusammenführung von Hightech und Materialien, Hightech und Betrieb, Hightech und Investitionen. Denn nur wer gut informiert ist, trifft auch gute Entscheidungen.
Deshalb freuen wir uns über das Engagement von Unternehmen wie DMT – die als Initiator und Partner ein systematisches, global funktionierendes Zertifizierungssystem entwickelt haben: CERA 4in1. Dank der Unterstützung durch EIT RawMaterials, einer Körperschaft der Europäischen Union, arbeitet DMT eng zusammen mit einem riesigen Netzwerk an Kompetenzpartnern, darunter Universitäten, Unternehmen und Non-Profit-Organisationen.
Obwohl es bereits seit dem Frühjahr 2017 läuft, treibt DMT das Projekt weiter voran, um sicherzustellen, dass CERA das erste universelle und umfassende Zertifizierungssystem wird, das alle Mineralien und alle Regionen einschließt. Ein solches Vorhaben erfordert – und fördert – eine internationale Zusammenarbeit, um gemeinsam von einem derart ausgereiften und transparenten System profitieren zu können: für die Produktion, die Verarbeitung und den rückverfolgbaren Transport sämtlicher Rohstoffe mineralischen Ursprungs. Prinzipiell entspricht so ein globales System der technischen Umsetzung der „Vereinten Nationen“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Weitere Informationen über diesen High-End-Ansatz zur Nachhaltigkeit finden sich auf der Website von CERA.
Anreize und Wandel schaffen
Und da gibt es noch etwas, das wir ändern müssen, wenn wir unsere Ziele schneller erreichen wollen: die Haltung von Entscheidungsträgern. Über Jahrzehnte hinweg wurde in der Wirtschaft von dem Konzept des Shareholder-Value gesprochen. Die meisten Anreizstrukturen, die geschaffen wurden, waren an Aktienkurse geknüpft. Dieser Ansatz funktioniert nicht mehr, auch nicht bei Shareholdern, erklärt ein Forbes-Artikel von 2017. Während die Welt die Agenda 2030 und die damit verbundene nachhaltige Entwicklung anstrebt, müssen die Anreize für das Senior Management, für Vorstände und sogar für Shareholder besser an diesem Ziel ausgerichtet werden. Der Anreiz kann nicht allein im Aktienkurs liegen – wir brauchen mehr KPIs, die wirklich hilfreich sind. Wir wollen, dass Regierungen in Sachen Umwelt, Wirtschaft und Soziales rational agieren. Ein sehr effektiver Weg, das zu erreichen, ist es, Anreize und Beteiligungen an diese Ergebnisstrukturen anzupassen. Das wäre ein nützlicher Schritt.
Außerdem brauchen wir eine Haltungsänderung in den Branchen: weg von der Opposition und hin zur Kooperation. Gesetzgeber und Behörden konzentrieren sich häufig darauf, den privaten Sektor aus dem Spiel zu lassen. Es hat einen leichten Anschein von Korruption, sobald private Gelder einen Einfluss auf die Entscheidungsfindung haben. Natürlich kann es einen solch negativen Einfluss geben – aber das entspricht nicht der Regel. Als ich in Kalifornien war, haben wir uns mit der Aufarbeitung eines Unfalls beschäftigt: Ein Erdrutsch, der durch Starkregen verursacht wurde, hat eine Umspannstation aus dem Fundament gehoben und in einen nahe gelegenen Stausee befördert. In einem aufwendigen Verfahren mussten wir das gesamte Reservoir trockenlegen, um die gefährlichen Materialien wieder aus dem Trinkwasserspeicher herauszubekommen. Wir fragten bei den Behörden nach: „Welchen Reinheitsgrad streben wir hier eigentlich an?“ Und man sagte uns: „Wir hätten gern die Hälfte unter den Nachweisgrenzen.“ Doch wie stellt man das an? Wie unterscheidet man eine Hälfte von drei Vierteln anhand von Nachweisgrenzen, wenn man sie nicht nachweisen kann? Der Punkt ist: Man benötigt die Zusammenarbeit zwischen den Behörden, der Privatwirtschaft und der Gesellschaft. Die Arbeit, die ich bei den Vereinten Nationen mache, ist sowohl fachkundig als auch leistungsfähig – und sie liefert konstante Ergebnisse, gerade weil wir den privaten Sektor mit am Tisch haben, an der Seite von Regierungen. Wie wir unzulässige Beeinflussung vermeiden? Durch vollständige und knallharte Transparenz. Auf diese Weise kommt man zu einem pragmatischen, vernünftigen und effektiven Ansatz – diese Art der Zusammenarbeit ist ganz wesentlich, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen.
Aus Isolationismus wird Kollektivarbeit
Jedes Land bringt seine eigenen natürlichen Ressourcen mit, genauso wie sein behördliches, kulturelles und gesetzgeberisches Erbe. Es gibt nicht den einen Weg, der für alle funktioniert. Was wir jedoch brauchen, ist ein gemeinsames Vokabular. Und wir brauchen ein gemeinsames Ergebnis, das eine eingedämmte Erderwärmung von lediglich 2 Grad oder 1,5 Grad hervorbringt, ohne dass die nachhaltige Entwicklung darunter leidet. In den letzten Jahren ist „Globalisierung“ für manche Menschen zu einem Unwort geworden, das hat natürlich mehrere Gründe. Aber Globalisierung hat auch Wachstum und Wohlstand in Gegenden der Welt gebracht, die zuvor nur wenig davon abbekommen hatten. Wir müssen zudem in Betracht ziehen, dass bestimmte komplexe Produkte nicht zu 100 Prozent isoliert und in einzelnen Ländern hergestellt werden können. Man muss sich nur vorstellen, was für Rohstoffe in diesem Smartphone stecken: Wenn man sich um dieses Produkt ernsthaft Gedanken macht und man sicherstellen möchte, dass man für alles, was darin verbaut wird, eigene Ressourcen bezieht – dann führt das zu einer extrem hohen Versicherungspolice, die man für die Versorgungssicherheit zahlt.
Ich würde sagen, man ist besser dran mit einer Vielfalt an Ressourcen, einer Vielfalt an Technologien und einer Auswahl verschiedener Möglichkeiten, um die gewünschten Resultate zu gewährleisten. Man sollte Länder und Regionen ermutigen, sich an Gesellschaften und Normen auszurichten, statt vorzuschreiben: „Ihr müsst das auf unsere Art machen.“ Denn jeder hat seinen eigenen Weg – jede Person, jede Stadt und jedes Land wird seine eigenen Interessen wahrnehmen. Die tatsächliche Herausforderung, vor der wir stehen, lautet: Wie können wir die jeweiligen Interessen mit den Bedürfnissen der Gesellschaft in Einklang bringen? Und genau an dieser Stelle werden geeignete Preissignale und Marktstrukturen besonders wichtig. Dort muss man sich mit der Psychologie beschäftigen, die hinter dem Antrieb und der Motivation von Menschen steht und ihr Verhalten steuert. Und genau einen solchen Verhaltenswechsel brauchen wir, um den Klimawandel zu minimieren. Wir sehen uns mit einer existenziellen Bedrohung konfrontiert; wir sollten diese Realität ernst nehmen und wir müssen den Fortschritt beschleunigen. Globale Zusammenarbeit ist unsere einzige Chance. Und wir werden sehr viel mehr davon brauchen – nicht weniger.