Brandschutz in der Wasserwirtschaft klingt nur anfänglich paradox

Ab sofort und zum ersten Mal seit 170 Jahren ist die Emscher, der zentrale Fluss des größten Ballungsraums Deutschlands, komplett abwasserfrei. Womit das Hauptziel des Generationenprojekts Emscher-Umbau im Herzen des Ruhrgebiets erreicht wurde. Verantwortlich für diese Entwicklung sind die Emschergenossenschaft als verantwortlicher Wasserwirtschaftsverband sowie breit gefächerte Ingenieurleistungen, die oft vollständig neu gedacht, erforscht oder entwickelt werden mussten und weit über reinen Gewässerschutz hinausgehen.

Die Emschergenossenschaft wurde 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet. Dieses Modell stand Pate für eine ganze Reihe weiterer Wasserverbände, darunter der 1926 gegründete Lippeverband. Emschergenossenschaft und Lippeverband arbeiten von Anfang an unter einem gemeinsamen Dach (EGLV) zusammen. Als selbstverwaltete Körperschaft des öffentlichen Rechts wird die Organisation durch ihre Mitglieder – Städte, Wirtschaft und Bergbau – getragen und finanziert. Mit Stand von heute arbeiten mehr als 1800 Beschäftigte für insgesamt 782 km Wasserlauf auf einem Gebiet von 4145 km2 Fläche.

Vor mehr als 100 Jahren wurde aus einer dünn besiedelten Agrarlandschaft ein industrieller Ballungsraum und aus der natürlich fließenden Emscher ein von Menschen geformtes System offener Abwasserkanäle. Mit dem Rückgang des Bergbaus hat ein Strukturwandel eingesetzt, bei dem die traditionelle Schwerindustrie weicht und es dadurch ermöglicht, Abwasser in geschlossenen unterirdischen Kanälen abzuführen und den Fluss mit seinen Nebenläufen durch unzählige bedachte Schritte wieder in naturnahe Gewässer umzugestalten.

Eines der weltweit größten Renaturierungsprojekte

Der Emscher-Umbau trägt dazu bei, die Erfahrungen der Wasserwirtschaft mit den aktuellen Anforderungen zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Region zusammenzubringen. Um eine solche Mammutaufgabe zu bewältigen, bedarf es zahlreicher Partner aus unterschiedlichsten Bereichen, die entsprechende Kompetenzen besitzen, sie miteinander verzahnen müssen und sich dennoch nicht selten auf Neuland wagen.

Neben Johannes Siepenkötter ist Reiner Tatus unter den Projektleiter*innen bei der Emschergenossenschaft, die sowohl bautechnisch als auch im Bereich der Maschinen- und Elektrotechnik mit allen Wassern gewaschen sind. „Ob Klimawandel, veränderter Energiemarkt oder Abwasserreinigung – eine moderne Wasserwirtschaft muss innovative Lösungen für eine Vielzahl von Herausforderungen finden. So geht es nicht allein um das Offensichtliche entlang der Flussläufe. Es geht um Abwasserwärmenutzung, Klärschlamm- und Aschen-Management, Phosphorrecycling, Kompensation von Schwankungen anderer regenerativer Energien durch Methan und Wasserstoffproduktion, dazu um Hochwasserschutz und vieles mehr.

Aus dem Gesamtkomplex stechen sicher die drei großen Pumpwerke am Abwasserkanal Emscher in Gelsenkirchen, Bottrop und Oberhausen heraus, für die es weder Vorbilder noch Erfahrungsberichte gab, aber ohne die das Hauptziel – die Abwasserfreiheit – nicht zu erreichen gewesen wäre“, erklärt Tatus zusammenfassend seinen Verantwortungsbereich.

Abwasserfreiheit für Dortmund, Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne, Herten, Bochum, Gelsenkirchen, Gladbeck, Bottrop, Essen, Oberhausen, Duisburg und Dinslaken

Das letzte der drei Pumpwerke war der große Meilenstein auf dem Weg zum Ziel. Im Pumpwerk Oberhausen kommt das Abwasser in rund 38 m Tiefe an und kann mit bis zu zehn Pumpen gleichzeitig rund 42 m hochgefördert werden. Das gesamte ankommende Abwasser wird dabei in oberirdische Entspannungsschächte gepumpt und fließt dann 3,2 km lang über den letzten Abschnitt des Abwasserkanals Emscher (AKE) weiter bis zum Klärwerk Emschermündung in Dinslaken. Ohne diese technische Meisterleistung der drei großen Pumpwerke würde der Kanal dort deutlich zu tief ankommen, nämlich rund 75 m unterhalb der Oberfläche.

Die Baugeschichte des Pumpwerks Oberhausen begann 2016 mit dem wohl größten Loch des Ruhrgebiets, zumindest war es die tiefste Erdbaustelle im Rahmen des Emscher-Umbaus. Unter der Erdoberfläche ist die Anlage ein beeindruckendes mehrstöckiges Geflecht aus 30.000 m3 Beton, 3500 m3 Stahlbeton, viel Stahl und scheinbar unendlichen Treppenkonstruktionen. Ganz unten angekommen, befindet sich in 40 m Tiefe das Herz der Anlage: zehn riesige Kreisel-Pumpen mit einem maximalen Fördervolumen von je etwa 2000 Litern pro Sekunde. Diese sorgen dafür, das natürliche Gefälle des Abwassers auszugleichen, damit es den weiten Weg von der Quelle im östlichen Ruhrgebiet über verschiedene Kläranlagen und Pumpwerke bis zu seiner letzten Station schafft. Als gereinigtes Wasser fließt es künftig über die neue Emscher-Mündung bei Dinslaken und Voerde in den Rhein.

Eine überraschende Tragweite: Brandschutz im Gewässerschutz

Welch Leistung hinter den beeindruckenden Zahlen steckt, wird deutlich, wenn wir allein einen Faktor im Komplex des Pumpwerkbaus genauer betrachten, der oft anfänglich nicht mit viel Aufmerksamkeit bedacht wird: der Brandschutz.

Scherzhaft kommt man schnell auf den Gedanken, dass bei so viel Wasser ein Brand schnell gelöscht sein sollte. Etwas weiter geführte Überlegungen, aber vor allem die in Deutschland (und Europa) geltenden hohen bautechnischen und -rechtlichen Anforderungen, machen jedoch schnell klar – hier ist Mut zur Wissenslücke fehl am Platz. Darüber hinaus ermöglicht ein früh in die Bauplanung integriertes Brandschutzkonzept hohe Zeit- und Kostenersparnisse sowie Bauantrags- und Bauabnahmesicherheit bei den zuständigen Behörden und der letztlich zur Freigabe ausschlaggebenden Feuerwehr.

Bei Größenordnungen und Tragweiten wie dem Emscher-Umbau kann es zusätzlich schnell zu juristischen Besonderheiten kommen, weil Planfeststellungsverfahren gewählt werden, die es in den Rechtsvorschriften so noch nie zuvor gab. Im vorliegenden Projekt war ein einziger Antrag gefordert, in den sämtliche bauordnungsrechtlichen Aspekte für verschiedene Bauordnungsämter einfließen mussten und der dadurch aus mehreren hunderten Ordnern bestand. Ein einziger Planungsfehler kann da schnell zu erheblichen Verzögerungen im Gesamtprojekt führen. An diesem Punkt einen Fachplaner für Brandschutz zu finden, der eine solche Kompetenzbreite besitzt, dass alle Bereiche und Gewerke in einem technisch anspruchsvollen Baukomplex abgedeckt sind, ist schon die erste größere Herausforderung. Kaum ein Fachdienstleister weiß nach einer Gesamtgenehmigung, wie man jegliche Anforderungen übersetzt, transferiert, geprüft und schließlich abgenommen bekommt. DMT gehört zu dieser seltenen Spezies und wurde zur allgemeinen brandschutztechnischen Fachberatung während der kompletten Bauphase mit der Fachbauleitung Brandschutz betraut.

Auch terminlich und finanziell ist der Emscher-Umbau ein großer Erfolg

Das Standardvorgehen bei der Bauausschreibung und -ausführung ist nach den einzelnen Gewerken angelegt und betrifft im Wesentlichen erst die reinen Rohbauarbeiten, dann die Maschinentechnik und schließlich die Elektrotechnik. Schnittstellenproblematiken sind da vorprogrammiert und benötigen gerade für einen Brandschutz ohne Schwachstellen kompromisslose Konzept- und Planumsetzung. Dabei stellen sich vor allem im alltäglichen Baubetrieb ganz praktische Fragen, die nur von Explosions- und Brandschutzfachpersonal verbindlich beantwortet werden können – sonst geht man das Risiko ein, bei der Endabnahme durch die zuständigen Feuerwehren und Baubehörden der jeweiligen Städte unterschiedlich eingeschätzt zu werden. Zudem ist die Gefahr bei solchen Großprojekten in der Bauphase selbst oft am höchsten und verlangt bereits aus diesem Grund einen gesonderten bauzeitlichen Brandschutz, der ständig zu überwachen ist.

Auch hier stand DMT der Projektleitung der Emschergenossenschaft partnerschaftlich zur Seite. Nicht zu unterschätzen ist dabei in vielerlei Hinsicht die Optimierung der Planzielerreichung: Werden die Bauarbeiten mit dem erforderlich hohen Brandschutz-Sachverstand durchgehend begleitet und überwacht, vermeidet man Gewährleistungsproblematiken, indem sie erst gar nicht entstehen. „Versteckte Mängel“ können im Prozess vor Ort gegen Null reduziert werden. Die Thematik der „Mängelbeseitigung“, ein zeitraubender und für alle Beteiligten ärgerlicher Diskussionspunkt, der zu kostenintensiven Verzögerungen führen kann, fällt dadurch praktisch weg. Sogar das Bauherrn-Risiko, das im „Gewährleistungszeitraum“ liegt – da die ausführenden Firmen in dieser Zeit auch Insolvenzen unterliegen können und dann kein Verantwortlicher mehr zu belangen ist –, wird überschaubar.

Der Feuerteufel steckt im Detail

Selbst wenn alle alles aus ihrer fachlichen Sicht richtig gemacht haben, kann beispielsweise das falsche Rahmenmaterial in einem Durchbruch beim Schottsystem dazu führen, dass bereits verlegte Rohre und Elektrokabel zurückgebaut und komplett ersetzt werden müssen. Im zweitschlimmsten Fall geschieht die Feststellung des Fehlers erst bei der brandschutztechnischen Abnahmeprüfung durch externe Fachleute und verursacht enorme Kosten und zeitlichen Aufschub. Im schlimmsten Fall entdeckt den Fehler niemand, bis er sich im Ernstfall als tragisch erweist.

Wer sich mit den juristischen Feinheiten von Betreiberpflichten auskennt, ahnt das Ausmaß eines solchen Ereignisses. So kam den Brandschutzsachverständigen von DMT eine heikle präventive Verantwortung zu. Es gab Fragen zu beantworten, die sich so noch nie zuvor gestellt hatten: Welche brandgefährlichen Stoffe können sich im industriellen Abwasser befinden? Wie erreicht die Löschanlage auch in 40 m Tiefe noch jeden Winkel? Wie bekomme ich das eingesetzte Löschgas wieder hinaus? Welche Brandgefahr stellen die speziell für Oberhausen technisch weiterentwickelten Kreiselpumpen und Elektromotoren dar? Bei welcher Hitze zeigt die abwasserresistente Polyethylenschicht auf dem Beton des Inneren welche chemische Reaktion? Wie leitet man im Ernstfall ohne Zeitverlust die örtlichen Feuerwehren durch den Gebäudekomplex? Sie können sich die lange Liste von zu klärenden und dann penibel umzusetzenden Punkten bei einem solchen industriellen Spezialbau annähernd vorstellen.

Wissen, was wirklich nötig ist

Vor jeder Inbetriebnahme einer technischen Anlage steht die Bauabnahme der zuständigen Behörden, aber eben auch die Endabnahme durch die örtlich zuständige Feuerwehr. Deren Sachverständige haben von Stadt zu Stadt teilweise unterschiedliche Vorstellungen von brandschutztechnischen Lösungen und durchdringen das Thema in einer Tiefe, bei der DMT mit seiner weit über hundertjährigen Brandschutz-Erfahrung für alle Beteiligten der ideale Gesprächspartner ist. Spätestens durch die Zugehörigkeit zur TÜV NORD GROUP entsteht auch für nicht sachverständige Entscheider Vertrauen in die Qualität der Arbeit und Ergebnisse bei DMT. Wer als projektverantwortliche Person einmal eine Endabnahme an der Seite von DMT erlebt hat, versteht, was das Unternehmen meint, wenn es neben sein Logo ein ganz und gar unprätentiöses Leistungsversprechen stellt und damit nichts Geringeres als einen entscheidenden Mehrwert für Bauherrn und Anlagenbetreiber meint: Engineering Performance.

Erste Präventivmaßnahme: miteinander reden

Das volle Potenzial moderner Explosions- und Brandschutzleistungen vom Konzept über die Planung und Bauausführung bis hin zur Abnahme unterschätzen die meisten Projektverantwortlichen, bis sie mit DMT gesprochen haben. Rufen Sie also gern direkt an, noch bevor Sie einen Bauantrag stellen.

Mehr zu verlässlichem Brandschutz finden Sie mithilfe der rechtsstehenden Links. Oder kontaktieren Sie unseren Experten Christian Chojnacki, Sachverständiger für Brandschutz, ITE und Digitalisierung  +49 231 5333-380, enpe(at)dmt-group.LÖSCHEN.com.


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