Transparenz bringt Akzeptanz

Die wichtigste Erkenntnis aus den Diskussionen um die Energiewende: Wir können nicht gleichzeitig überall aussteigen. Ein wichtiger Baustein für die Umstellung auf erneuerbare Energien ist Erdgas – und zwar auch unser eigenes: Immerhin werden in Deutschland jährlich knapp 10 Mrd. m3 Erdgas gefördert, das sind etwa 12 Prozent unseres Bedarfs, mehr als die Hälfte davon stammt aus dem norddeutschen Fördergebiet "Weser-Ems".

Rohstoffgewinnung in Deutschland: Das klingt nach klassischer Industrietechnologie des 20. Jahrhunderts. Tatsächlich handelt es sich hier aber um High-Tech-Projekte mit sehr hohen technischen und wissenschaftlichen Standards bei Erforschung, Erschließung, Produktion und Lieferung. Die wichtigsten Themenbereiche sind Sicherheit und Zuverlässigkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit. Als DMT tragen wir mit über 280 Jahren planerischer und praktischer Engineering-Erfahrung dazu bei, diese hohen Standards zu erfüllen, etwa durch die Konzeption und Umsetzung zentraler Bestandteile des Risikomanagements.

Erdbebeninformationssystem online

Ein Beispiel: Bei jeder Gasförderung gibt es das Risiko von Erdbeben. Das klingt dramatisch, bezieht sich aber vor allem auf sogenannte Mikroseismizität, also kleinere und kleinste Erschütterungen, die bei einer Gasentnahme durchaus auftreten können – denn tatsächlich verändern sich die Druckverhältnisse in den Gesteinsschichten, es können Spannungen auftreten, die sich dann in einem Ruck wieder lösen. Solche Vorkommnisse sind meist harmlos, zwischen kaum messbar und spürbar, das kann zum Beispiel eine schwingende Lampe im Esszimmer sein. Aber es können eben auch einmal Schäden auftreten, etwa Putzschäden oder Mauerrisse an Gebäuden. Um das genauestens überwachen zu können, haben wir eine Online-Monitoring-Plattform auf Basis unseres Systems „Safeguard“ eingerichtet, die ein Gebiet von fast 10.000 Quadratkilometern umfasst, das ist knapp ein Viertel der Fläche der Niederlande.

In diesem Gebiet haben wir ein Netz von derzeit 43 hochsensiblen Messstationen aufgebaut, die jede Erschütterung aufzeichnen und Echtzeitdaten zur Lage eines Erschütterungsherdes, zur Magnitude und zur Ausbreitungsgeschwindigkeit liefern. Technisch sind diese Messstationen übrigens so empfindlich, dass ein Großteil der gemessenen Ereignisse tatsächliche Erdbeben sind – aber eben mit Epizentren in Haiti, Neuseeland oder Indonesien, deren minimale Ausläufer dann auch in Oldenburg oder Soltau messbar sind. Diese hundertprozentige Datenerhebung sorgt auch für hundertprozentige Nachvollziehbarkeit: Jedes Beben wird erfasst und analysiert. Die Einordnung seismischer Ereignisse anhand der gemessenen Daten geschieht automatisch, und dabei kann das System auch zwischen einem vorbeirollenden Schwerlaster und einem echten Beben unterscheiden. Erst beim Überschreiten festgelegter Schwellenwerte schlägt Safeguard Alarm und benachrichtigt Analysten und Entscheider per SMS- und E-Mail-Messaging.

Die Hightech-Version von Bürgerinformation

Zu Beginn war das Ganze übrigens ein rein internes Warnsystem. Inzwischen haben wir hier ein herausragendes Beispiel professionellen Risikomanagements: ein wissenschaftliches Monitoring durch uns als externen, erfahrenen und neutralen Ingenieursdienstleister – und zugleich ein transparentes Bürgerinformationssystem, das die Akzeptanz der Erdgasförderung deutlich steigert. Von den Messstationen bis zur Website ist das alles selbst entwickelt und skalierbar; durch die offene Anlagenkonnektivität sind auf Wunsch weitere Systeme integrierbar; unsere Datenbankkapazität sorgt für leichte Erweiterbarkeit. Insgesamt ist das für den Kunden natürlich angenehm: Die enorme Flexibilität und ständige Weiterentwicklung sorgen für Kostenreduktionen.

Unser Auftraggeber ist der Bundesverband Erdöl, Erdgas und Geoenergie (BVEG). Dazu gehören Energieversorgungsunternehmen aller Größenordnungen – und die verstehen sich nicht nur als Produzenten, sondern auch als Arbeitgeber und Nachbarn. Das ist auch nachvollziehbar, schließlich arbeiten und leben die Mitarbeiter und ihre Familien ja meist auch im direkten Umfeld. Der BVEG ist, soviel wir wissen, sehr zufrieden mit der Performance und Zuverlässigkeit des Gesamtsystems. Und natürlich mit dem Sicherheitsgefühl, das eine solche wissenschaftliche „Alarmanlage“ mit sich bringt.

Schauen Sie sich doch einfach selbst einmal an, was wir unter „Engineering Performance“ verstehen: Die neueste Version der von DMT entwickelten Website finden Sie unter www.seis-info.de. Monitoring und die dazugehörige Datenanalyse sind übrigens eines unserer Spezialgebiete: vom Geomonitoring bis zur Maschinendiagnose, von Brückenbauprojekten bis zu Windkraftanlagen. Wo gemessen werden kann, sorgt DMT für Überwachung und Information – in Echtzeit.
 

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