Als wichtiger Beitrag zur Energiewende in Deutschland muss nicht nur Strom, sondern auch Wärme aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Tiefe Geothermie ist hierzu eine nachhaltige und effiziente Möglichkeit, die vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, gestörter Lieferketten und der Klimaziele massiv an Bedeutung gewonnen hat.
Dennoch wird ihr Potenzial noch nicht ausreichend genutzt, so die Fachleute von DMT. Mit ihrem Know-how und Equipment wollen sie dazu beitragen, die Wärmeversorgung Deutschlands auf ein neues Level zu heben. Dass DMT dabei von der Projektierung über die Standorterkundung bis hin zum Anlagen-Engineering eine wichtige Rolle spielen kann, haben sie in zahlreichen Projekten bewiesen.
50 Meter misst der Konvoi aus den imposanten Vibrotrucks von DMT, der nachts durch die Straßen von Duisburg rollt. Die 21 Tonnen schweren Spezialfahrzeuge stoppen in kurzen, regelmäßigen Abständen und schicken Schallwellen in den Boden. Hochsensible Messinstrumente, sogenannte Geophone, fangen die Reflexionen dieser Schallwellen auf und sammeln auf diese Weise wichtige Daten zur Beschaffenheit des Untergrunds.
An 13 Messtagen und -nächten waren die Messtrupps von DMT für den Geologischen Dienst Nordrhein-Westfalens (GD NRW) im vergangenen Oktober unterwegs und haben auf fast 70 Kilometer Messstrecke 15 Terabyte an Geodaten gesammelt. „Sinnvoll wäre es, das Potenzial für sämtliche Großstädte in Deutschland zu messen“, sagt DMT-Geschäftsführer Dr. Maik Tiedemann und plädiert dafür, bundesweit und flächendeckend vorzugehen.
Deutschland hat einen großen Vorteil im Hinblick auf Tiefengeothermie – es gibt mehrere Gebiete, in denen die geologischen Bedingungen ideal für solche Projekte sind. Dies umfasst Teile des Schwarzwalds, München und große Teile Südbayerns sowie Regionen rund um Berlin, Niedersachsen und Brandenburg. Tiefengeothermie basiert auf dem Prinzip der Erdwärmenutzung: Wasser aus großen Tiefen wird an die Oberfläche gepumpt und nach der Einspeisung der Wärmeenergie in das Heizwerk wieder in die Tiefe zurückgeführt, wo es sich erneut erwärmt.
Die Vibrotrucks von DMT könnten innerhalb von drei Jahren den Untergrund der 80 größten deutschen Städte untersuchen. 600 Millionen Euro würde das kosten und wäre nach Ansicht von Tiedemann im Vergleich zum gesamten Investitionsvolumen der Energiewende „überschaubar“. Die Konzentration auf Großstädte hat praktische Gründe: 26 Millionen Menschen leben dort und das Wasser, das pro Kilometer Tiefe bis zu 30 Grad Celsius an Wärme gewinnt, lässt sich nicht ohne Energieverluste über lange Strecken transportieren.
Als Geophone bezeichnet man elektro-mechanische Wandler, die Bodenschwingungen in analoge Spannungssignale umwandeln.
Als kleine Seismometer finden Sie Ihre Anwendung im Bergbau zur Lagerstättensuche, zum Aufspüren von Bruchstellen in Wasserdruckleitungen, sowie in der Bautechnik zur Baugrunduntersuchung.
Prof. Dr. Bodo Lehmann, Leiter der Stabsstelle Geo-Energie und Ressourcen bei DMT, sieht daher gerade in Ballungsräumen das größte Potenzial für Tiefengeothermie als Beitrag zur Energiewende. Denn Forschungsinstitute und Experten wie der Bundesverband Geothermie legen sich fest: Mit tiefer Geothermie können mindestens 25 % des Wärmebedarfs in Deutschland sichergestellt werden. „Weite Teile Deutschlands sind noch nicht erkundet. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächlichen Möglichkeiten viel größer sind“, so Lehmann. Doch die relativ neue Technologie wird mancherorts noch misstrauisch beäugt.
Lehmann war mit seinem Team und den Vibrotrucks auf Marktplätzen im Rheinland unterwegs und hat viele Fragen zur Technologie und den Verfahren beantwortet. Dabei konnten sie feststellen, dass sich die Bürger:innen über die stabilen und vergleichsweise geringen Kosten der Energieversorgung aus Erdwärme freuen und den Vorteil für die Kommunen erkennen, die mit der Nutzung der Tiefengeothermie einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz leisten sowie ihre Regionen stärken und unabhängig machen. Lehmann ist froh, dass die Potenziale der Tiefengeothermie von Politik und Wirtschaft jetzt erkannt und die Weichen für die Realisierung gestellt werden.
Auf Landesebene unterstützt etwa NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur das Thema öffentlich und beteiligte sich an einer DMT-Infoveranstaltung in Düsseldorf. Und auf Bundesebene hat die Ampel-Koalition Geothermie in den Koalitionsvertrag aufgenommen. Im November 2022 legte das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ein sogenanntes „Eckpunktepapier für eine Erdwärmewende“ vor. Es bietet eine überzeugende Grundlage für die breite Anwendung der Geothermie und gibt das Ziel aus, bis 2030 mindestens 100 neue tiefengeothermische Heizwerke ans Netz zu bringen.